Aktuell sind Virtual Reality Anwendungen (VR) in aller Munde, nicht zuletzt, weil Mark Zuckerberg / META, Google und weitere Big Player wie Apple und Sony hohe Forschungs- und Marketingbudgets in massentaugliche Produkte investieren.
Aber hat VR das Potenzial, auch das Recruiting zu revolutionieren, indem es Unternehmen ermöglicht, potenzielle Mitarbeiter:innen auf innovative Weise zu erreichen und zu überzeugen?
Blicken wir kurz in die jüngere Vergangenheit des Recruitings zurück: Active Sourcing und Social Media Recruting waren in den letzten Jahren die wesentlichen Veränderungen in der Methodik des digitalen Recruitings. Daneben haben sich eine Fülle von unterstützenden Softwarelösungen und Apps etabliert, die dabei helfen, HR-Prozesse zu beschleunigen, zu skalieren, messbar und transparenter zu machen. Als weitere Methodik des digitalen Recruitings ist der Einsatz von VR hinzugekommen. Wir zeigen hier beispielhaft Anwendungsfälle und skizzieren, welche Mehrwerte durch VR im Recruiting geschaffen werden können. Ein Blick in die einschlägige Literatur und die bereits genutzten Anwendungen zeigt folgende Anwendungsgruppen:
Virtuelle Jobmessen: Auf Jobmessen erfahren potenzielle Kandidaten:innen durch die Nutzung von VR-Brillen immersiv mehr über ein Unternehmen, die Unternehmenskultur und Karrieremöglichkeiten. Technologieinteressierte Talente erfahren mehr über Stellenbeschreibungen und offene Stellen.
Virtuelle Job Interviews: Unternehmen können potenzielle Mitarbeiter:innen in einer virtuellen Umgebung treffen und interviewen, was die Interaktion im Vergleich zu den herkömmlichen Video-Formaten verbessert.
Virtuelle Unternehmensführungen: Unternehmen führen potenzielle Mitarbeiter:innen z.B. durch ihre Büroräume, um ihnen einen Eindruck von der Arbeitsumgebung zu vermitteln. Produktionsstätten an anderen Standorten können ohne Reisezeiten, -kosten und CO2-freundlich besichtigt werden. Zusätzlich können in VR-Umgebungen Informationen über Unternehmen und Kandidat:innen interaktiv eingebaut und spielerisch genutzt werden.
Virtuelles Onboarding/ Training: Unternehmen können potenzielle Mitarbeiter:innen in VR auf ihre Aufgaben vorbereiten und ihnen die Möglichkeit geben, ihre Fähigkeiten zu testen, bevor sie eingestellt werden. Selbst komplexere Arbeitsproben können in virtuellen Welten abgebildet werden. Auch der Einbau von Elementen der berufsbezogenen Eignungsdiagnostik in virtuelle Welten ist möglich.
Kurz zusammengefasst kann man zum heutigen Stand festhalten:
Kosten- und Zeiteinsparungen im Rahmen eines Recruitingprozesses sind relevante Vorteile im Wettbewerb um Talente im Vergleich zu zeitraubenden Präsenz-Meetings. Die Nutzung von nicht-personalisierten Avataren in Blind Auditions im Recruiting kann darüber hinaus diskriminierungsfreie Recruitingprozesse unterstützen.
Mit der Nutzung von VR-Anwendungen im Recruiting steht die Konzentration auf Kompetenzen stärker im Fokus als die Stringenz der Lebensläufe. Zukünftig relevante Kompetenzen, z.B. digitale Grundkompetenz, Selbstreflexion und Kommunikationskompetenz können in einer ersten virtuellen Testsituation indikativ spielerisch ermittelt werden.
Der wesentliche Mehrwert durch den Einsatz von VR entsteht im Kopf
Der wesentliche Mehrwert durch den Einsatz von VR entsteht jedoch im Kopf. Erste Studien zeigen, dass VR verschiedene Wirkungen auf die Anwender:innen hat, insbesondere wird auf den Wirkfaktor der emotionalen Aktivierung verwiesen. So entstehen mit VR Anwendungen neue deutlich stärker emotionale Optionen, um Kandidat:innen für das suchende Unternehmen zu interessieren. Beim Einsatz von VR spricht man von immersiven Technologien bzw. Immersion (lat. „eintauchen“). Kandidat:innen tauchen in die VR-Unternehmenswelt ein, dabei entstehen emotionale WOW-Effekte, die stärker im Kopf verankert werden: Diese emotionalen Momente bleiben im Kopf und werden mit dem suchenden Unternehmen -bei richtiger Anwendung- positiv verbunden.
Die virtuellen Welten sind dabei, HR-Prozesse in den Unternehmen massiv zu verändern. Im Recruiting innovativer Unternehmen ist VR bereits heute fester Bestandteil in den HR-Abteilungen.
Comments